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Seite 10 Kommentar

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Alle zwölf Monate des Jahres werden in einem Medaillon personifiziert und stellen die Arbeit eines jeden Monats dar. Die kalendarischen Zahlen und Buchstaben werden im Aufsatz Keeping Time erklärt, die Auswahl der Heiligen wird ausführlich im Aufsatz Feast Days behandelt und die verschiedenen Schreiber werden im Aufsatz Scribes vorgestellt.

Für den August hält ein Mann eine Korngarbe als Zeichen für die Ernte. Die Jungfrau ist im Vergleich zu den anderen Sternzeichen unverhältnismäßig groß. Ihre Anwesenheit wird durch einen rotvioletten Rahmen noch betont. Sie hat einen Heiligenschein und Flügel und hält ein seltsames Objekt in der Hand. Es sieht aus wie ein früchtetragender Zweig und stellt wahrscheinlich einen Palmenwedel dar.
Heslop weist darauf hin, daß dieses Objekt eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Spinnrocken hat, den Eva aus dem Paradies mit sich trägt (Seite 18) und vielleicht deutet es auf die feine Nadelarbeit hin, für die Christina bekannt war (Heslop, 1988, 166). Dann aber wieder sieht es doch eher wie eine früchtetragende Pflanze aus und spielt vielleicht auf die Ähnlichkeit der Wörter virgo /virga Jungfrau oder Zweig an und weist auf die Prophezeiung Jesajas (11:1) hin: Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.

Die Abbildung bezieht sich auch auf die nebenstehenden Spalte, die Vigil und Mariä Himmelfahrt. In der sakramentalen Schrift von Mont-Saint-Michel (ca. 1050-1065, New York, Pierpont Morgan Library, M.641, fol.142v) wird die zum Himmel aufsteigende Jungfrau in einer Mandorla mit Heiligenschein und einem Palmwedel dargestellt. Die Flügel der sie begleitenden Engel berühren die Maria. Spätere Beispiele weisen auf den Zusammenhang zwischen dem Sternzeichen der Jungfrau und Mariä Himmelfahrt hin. Das Stundenbuch von Heinrich VIII (ca.1500, New York, Pierpont Morgan Library, H.8 fol.4v) zeigt die Jungfrau mit einem Palmwedel praktisch neben einer Szene der Himmelfahrt, in der Maria mit Heiligenschein abgebildet ist. Die Jungfrau im Albani-Psalter verbindet auf diese Weise das Sternzeichen, die Jungfrau Maria (mit Heiligenschein), ihre Himmelfahrt (Palmwedel) und die sie begleitenden Engel (Flügel). Die Erhebung von einem bloßen Sternzeichen zur Jungfrau Maria erklärt auch, warum diese Zeichnung größer ist als alle anderen Sternzeichen.

Der später hinzugefügte Eintrag am 2. August für den hl. Alban ist falsch geschrieben (Albini).

Diese Seite hatte eine besondere Bedeutung, denn es befinden sich Einstichlöcher am oberen Rand des Blattes, die darauf hinweisen, daß sich hier ein Vorhang zum Schutz dieser Seite befand, um zu betonen, daß diese Seite von besonderer Bedeutung war.

 
   

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