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Seite 47 Kommentar

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DIE KREUZABNAHME
Matthäus 27:57-59; Markus, 15:43:46; Lukas 23:50-53

Josef von Arimathea steht mit seinem Rücken zum Kreuz und hält den leblosen Leib des toten Christus. Dessen Arme sind vom Kreuz abgenommen und werden zärtlich von Maria und Johannes gehalten. Das Kreuz ist aus einem lebendigen Baum des Typus lignum vitae geschnitten. Eine kleinere Figur am Fuße des Kreuzes zieht einen Nagel aus dem Fuß des Herren. Je ein Mann und eine Frau stehen hinter Johannes und Maria, es sind vielleicht die eine der drei Marien und Nikodemus. Zwei dienende Engel beugen sich oben vom Kreuz. Das Zeichen, auf dem die Inschrift INRI stehen sollte, ist leer. (Hier handelt es sich um ein Nächste Seitees Beispiel, wie z.B. im Falle des Buches in Mariä Verkündigung, Seite 19, wo die Beschriftung in diesem Teils des Psalters ausgelassen wurde.)

Üblicherweise ist bei der Kreuzabnahme der eine Arm Christi noch über seinem Haupt am Kreuz befestigt, während Maria den anderen Arm nach unten hält. Eine solche Anordnung leiht der Szene eine starke diagonale Komposition. Hier im Albani-Psalter ist die Komposition beinahe symmetrisch, Maria und Johannes gleichen einander statisch aus, wie es normalerweise bei der Kreuzigung der Fall ist. Dieses Arrangement erscheint in armenischen Manuskripten wie auch in Italien, z.B. in Holzschnitzereien in Volterra (AP, 70, pl. 120-21).

Außergewöhnlich ist, daß der Albani-Psalter die Kreuzigung selbst ganz wegläßt, doch die Komposition der Kreuzabnahme dient als stark gefühlsbetonter Ersatz. Der Leser sollte wahrscheinlich an dieser Stelle in tiefer Kontemplation auf ein Kruzifix schauen. Romanische Wandbemalungen der Passionsgeschichte in Ickleton (Cambridgeshire, in der Nähe von Huntington) und Kempley (Gloucestershire) zeichnen sich auch durch diese Mischung von Malerei und Skulptur aus, und weisen in der Kontemplation der gesammten Kreuzigungsvorgänge Lücken in der Bilderreihe auf (Park, 1985, 159 und 1991, 31).
 
   

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