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DER
KINDERMORD Matthäus 2:16-18 Die gelassenen Ruhe der Vorige Seiteen Abbildungen gibt keinerlei Vorwarnung von den tobenden Grausamkeiten in dieser Szene. Es ist eine Verschmelzung von zwei Episoden, die durch einen Baum in der Mitte des Bildes voneinander getrennt sind. Ein Schwertknecht bildet die Verbindung der beiden Szenen, indem er sich zu Herodes zurückdreht und gleichzeitig zu den Gewalttätigkeiten vorwärtsschreitet. Sein auf die Szene des Mordes ausgestreckter Zeigefinger spiegelt die Geste des Herodes wieder, und deutet so an, daß die Anordnungen des Königs unter seinem Befehl ausgeführt werden. Einige Frauen jammern und klagen ohne sich zu wehren, aber zwei von ihnen, oben und unten rechts kämpfen um ihre Knaben. Die Einteilung dieser Szene in zwei Episoden, einerseits Herodes, der den Befehl gibt, und andererseits die Soldaten, die ihn ausführen, ist byzantinisch und befindet sich in den Mosaiken von Monreale. Man kann sie auch in angelsächsischen Randzeichungen im Psalter aus Bury St Edmunds sehen (Vatikan, MS Reg. Lat. 12, fol. 87v), auf denen sich ein ähnlich wichtiger Schwertknecht findet. Der einzelne Schwertknecht ist eine wichtige Figur im liturgischen Theaterspiel. Der Kindermord stammt aus einem Epilog des heiligen Dreikönigsspieles und entwickelte sich als ein selbstständiges Stück, Ordo Rachelis, nach Rahel genannt, die „um ihre Kinder weint“. Im Spiel aus Fleury schlägt der Schwertknecht den Kindermord selbst vor, um den Zorn des Herodes abzuschwächen. Daher ließe sich auch seine zentrale Position in der Mitte des Bildes ableiten (AP, 85). Die lateinischen liturgischen Theaterspiele verweilen im großen ganzen bei den hilflosen Klagen der Mütter, bei der untröstlichen Rahel. Die Figur der aufsässigen Mutter, die sich wehrt und ihr Kind verteidigt, entwickelt sich langsam ab dem 12. Jahrhundert, besonders in den mundartlichen geistlichen Spielen, aber sie kommt auch in der Kunst vor. Am Nordtympanon von Notre Dame, Paris, ca. 1250, versucht eine Mutter, das blanke Schwert mit ihrer bloßen Hand zu ergreifen. Im, Goldsmythes Playe‘ aus Chester ringen die Mütter mit den Soldaten und greifen sie mit Steinen und Spindeln an (Osterwijk, erscheint in Kürze). Dieses frühe Erscheinen der aufsässigen Mütter im Albani-Psalter ist vielleicht ein Nächste Seitees Beispiel für die ikonographischen Erfindungen, die sich aus dem Drama entwickelten. |
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