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GASTMAHL
IM HAUS DES SIMON Lukas 7:36-50 Christus sitzt am Ende eines langen Tisches, schilt mit Simon dem Pharisäer und zeigt auf Maria Magdalena, die unter ihm kniet. Sie salbt seine Füße aus einem Alabasterglas und netzt sie mit ihren Tränen und ihrem Haar. Hinter Christus tritt ein Diener mit einem zweiten Glas ein. Die Versammelten essen Fisch –nicht Fleisch wie bei Lukas – und Brote, von denen eines wie beim Abendmahl gezeichnet ist. Die Tischdecke ist besonders fein mit blauen Stickereien und einen weißen damastenen Quadratmuster. Es ist dasselbe Mahl mit der selben Tischdecke wie beim Abendmahl, Seite 41. Diese Details zeigen deutlich an, daß es sich bei dieser Szene um eine Art Prolog zur Reihe der folgenden Passionsbilder handelt. Simon faßt es nicht, daß Christus es der Sünderin Maria Magdalena erlaubt, an seinem Tisch zu weilen. Christus zeigt auf sie und erklärt, daß ihre Liebe und ihre Reue ihr Vergebung gebracht haben. Zwei andere Anwesende fragen einander: „Wer ist dieser, der auch die Sünden vergibt?“ Die Anwesenheit des Dieners an der Tür deutet auf eine Verschmelzung zweier Szenen hin. Maria Magdalena erreicht erst das Haus und wäscht dann die Füße. Bei Lukas fängt die Geschichte mit der Ankunft der Maria Magdalena an, die dann mit einem Salbölgefäß weinend hinter Christus steht. Im Perpignan MS 1 und Admont MS 289 ist die Figur, die die Salbe trägt, eine zweite Magdalena, ein Teil einer sich fortsetzenden Erzählung (AP, pl. 127a, b). Hier wird sie als eine namenlose Frauengestalt dargestellt, die aus dem Rahmen des Bildes reicht. Die Geschichte folgt dem Lukas Evangelium, 7:36-50, aber der Kontext und die Deutung stammen aus den anderen Evangelien. Bei Matthäus 26:6-12 und Markus 14:3-8 salbt eine Frau in einer ähnlichen Szene das Haupt Christi und nicht seine Füße. Diese Begebenheit ist der Auftakt zur Passion mit den Worten Christi: „Sie hat meinen Leib im voraus gesalbt zu meinem Begräbnis.“ Bei Johannes, 12:1-8 geschieht die Fußwaschung von Maria, Schwester der Martha, im Hause des Lazarus. Hier wird die Vorige Seitee Szene, in der Maria Magdalena das Salböl bringt, nicht erwähnt, und das Tischgespräch zwischen Jesus und Judas erfolgt ohne Hinweis auf die anderen Anwesenden. Aber bei Johannes (12:12-15) führt der Text unmittelbar mit dem Einzug in Jerusalem fort, wie auch die Reihenfolge der Bilder im Albani-Psalter (Seite 37). Die Wiederholung des Mahls mit derselben Tischdecke hier und auf Seite 41 deuten darauf hin, daß dieser Bezug direkt und mit Absicht geschaffen wird. Durch die Einfügung dieser Szene wird die Figur der Maria Magdalena zu einem wichtigen weiblichen Element der Leidensgeschichte wie auch in dem darauf folgenden Bericht über die Ankündigung von der Auferstehung an die Jünger (Seite 51, Carrasco, 1999, 67-80). Auf diese Weise erlaubt diese Szene einer Frau die direkte Verbindung mit dem Abendmahl selbst, dem Höhepunkt des christlichen Gottesdienstes. Im Gegensatz zum Abendmahl (Seite 41), Abbild des Verrates und der Verleumdung, leuchtet in diesem Bild durch die nahe Beziehung zwischen Christus und der Maria Magdalena die Geste des Opfers und der Erlösung auf. Wie Maria Magdalena in dieser Szene, so wurde auch Christina erniedrigt, beleidigt und als „loses Frauenzimmer“ beschuldigt. Auch sie hielt an ihrer direkten Beziehung zum Christus fest (Talbot, 1998, 172-75, 118-19). |
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