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Seite 59 Übersetzung & Transkription

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Übersetzung

Denn immerdar läßt er von Gotte nicht.

11 Als nun der Tag vorbei, als kam die Nacht,
Der Vater spricht: „Nun sei zur Ruh gebracht
Mit deinem Weib, wie Gott vom Himmelsthron
Befiehlt.“ Nicht will des Vaters Zorn der Sohn,
Er geht zur Kammer, wo sein Weibchen wacht.

12 Er sieht das Bett, das Mädchen sieht er drin,
Doch kommt des Himmels Herr ihm in den Sinn
Der teurer ihm als alles ird‘sche Gut;
„O Gott,“ sagt er, „wie Sünde faßt mein Blut!
Entflieh ich nicht, ich los von Gotte bin.“

13 Wie in der Kammer sie so ganz allein,
Läßt sich Alexis nun in Rede ein;
Des Menschen Leben er zu schmähn beginnt,
Auf das zu weisen, das niemals verrinnt.
Doch möchte er gar bald gegangen sein.

14 „Mein Mädchen,“ sagt er, „den nimm zum Gemahl,
Des kostbar Blut erlöst‘ uns allzumal;
In dieser Welt giebt‘s wahre Liebe nicht;
Sie ist gar hohl und ihre Ehre bricht,
In Trauer löst sich ihre Freude all.

15 Als er nun seinen Sinn ihr ganz gezeigt,
Das Schwert sie ihm und das Gehänge reicht,
Und einen Ring, der sie mit ihm vermählt.
Drauf eilt er aus des Vater Haus, das Freie wählt
Er und bei Nacht er schnell dem Land entweicht.

16 Drauf wandert er gradwegs zum Meeresstrand,
Wo er ein Schiff bereit zur Reise fand;
Er zahlt sein Geld, betritt des Schiffes Bord,
Man refft die Segel und bald geht es fort;
Dort, wo es Gott gefällt, steigt man ans Land.

17 Vor Lalic, einem schönen Orte, nun
Sieht wohlbehalten man das Schiffchen ruhn.
Und Herr Alexis drauf zu Lande eilt,
Doch weiß ich nicht, wie lang er dort verweilt:
Wo er auch ist, Gott dienet all sein Thun.

18 Drauf geht nach Alsis er, dem schönen Ort,
Ein Bild zu schaun, von dem er hörte dort,
Das Engel schufen, wie‘s befohlen Gott,
Im Namen der Jungfrau, die Heil uns bot,
Die Ihn getragen nach des Herren Wort.

19 All den Besitz, den er noch bei sich trug,
Verteilet er, er hat mit nichts genug;
Almosen giebt er reichlich in der Stadt,
Wo immer Arme er gefunden hat:
Denn nach Besitz Alexis nimmer frug.

20 All sein Besitz hat er verteilet jetzt,
Alexis nun sich zu den Armen setzt,
Nimmt den Almosen, den ihm Gott beschert,
So viel, daß er des Leibes Notdurft wehrt;
Mit dem, was mehr, die Armut er ergötzt.

21 Vom Vater und der Mutter hört nun dies,
Und von dem Weib, das er zurücke ließ:
Als man, daß er entflohen sei, vernahm,
Da waren groß die Schmerzen und der Gram,
Und groß im ganzen Land die Kümmernis.

22 Der Vater sprach: „0 Sohn, den ich verlor.“
Die Mutter drauf: „0 wehe, was ging vor?“
Es sprach das Weib: „Das Unglück

Transkription

de tut an tut ad a deu sun talent · Quant li iurz passet & il fut anuitet · / co dist li pedres filz quar t’en vas colcer · avoc ta spuse al cumand/ deu del ciel · ne volt li emfes sum pedre corocier · vint en la cambra/ ou ert sa muiler · Cum veit le lit esguardat la pulcela · dunc li/ remembret de sun seinor celeste · que plus ad cher q[ue] tut aveir/ terrestre · e deus dist il cum fort pecét m’apresset · se or m’en/ fui mult criem que ne t’em perde · Quant an la cambra furent/ tut sul remes · danz alexis la prist ad apeler · la mortel vithe/ li prist mult a blasmer · de la celeste li mostret veritet · mais lui/ est tart quet il s’en seit turnet · Oz mei pulcele celui tien ad/ espus · ki nus raens de sun sanc precius an ices secle nen at parfit/ amor · la vithe est fraisle n’i ad durable honur · cesta lethece/ revert a grant tristur · Quant sa raisun li ad tute mustrethe/ pois li cumandet les renges de s’espethe · & un anel a deu li ad co/mandethe · dunc en eissit de la cambre sum pedre · ensur nuit/ s’en fuit de la contrethe · Dunc vint errant dreitem[en]t a la mer/ la nef est preste ou il deveit entrer · dunet sum pris & enz est/ aloet · drecent lur sigle laisent curre par mer · la pristrent/ terre o deus les volt mener · Dreit a lalice co fut citet mult/ bele · iloec arivet sainement la nacele · dunc an eisit danz/ alexis a certes · có ne sai ío cum longes i converset · ou que il seit/ de deu servir ne cesset · D’iloc alat an alsis la ciptet · pur une/ imagine dunt il oit parler · qued angeles firent par cumandem[en]t deu · / el num la virgine ki portat salvetet · sainta marie ki portat/ damnedeu · Tut sun aver quod sei en ad portet · tut le depart/ par alsis la citet · larges almosnes que gens ne l’en remest · dunet/ as povres u qu’il les pout trover · pur nul aver ne volt estra/ ancumbret · Quant sun aver lur ad tot departit · ent[ra]/ les povres se sist danz alexis · recut l’almosne quant deus la li t[ra]mist/ tant an retint dunt ses cors puet guarir · se lui’n remaint/ sil rent as poverins · Or revendrai al pedra & a la medra · & a la/ spuse qued il out espusethe · quant il co sourent qued il fud si/ alet · co fut grant dols quet il unt demenet · e grant deplainz/ par tuta la citiet · Có dist li pedres cher filz cum t’ai perdut · / respont la medre lasse qued est devenut · co dist la spuse pechet/

Übersetzung

Denn immerdar läßt er von Gotte nicht.

11 Als nun der Tag vorbei, als kam die Nacht,
Der Vater spricht: „Nun sei zur Ruh gebracht
Mit deinem Weib, wie Gott vom Himmelsthron
Befiehlt.“ Nicht will des Vaters Zorn der Sohn,
Er geht zur Kammer, wo sein Weibchen wacht.

12 Er sieht das Bett, das Mädchen sieht er drin,
Doch kommt des Himmels Herr ihm in den Sinn
Der teurer ihm als alles ird‘sche Gut;
„O Gott,“ sagt er, „wie Sünde faßt mein Blut!
Entflieh ich nicht, ich los von Gotte bin.“

13 Wie in der Kammer sie so ganz allein,
Läßt sich Alexis nun in Rede ein;
Des Menschen Leben er zu schmähn beginnt,
Auf das zu weisen, das niemals verrinnt.
Doch möchte er gar bald gegangen sein.

14 „Mein Mädchen,“ sagt er, „den nimm zum Gemahl,
Des kostbar Blut erlöst‘ uns allzumal;
In dieser Welt giebt‘s wahre Liebe nicht;
Sie ist gar hohl und ihre Ehre bricht,
In Trauer löst sich ihre Freude all.

15 Als er nun seinen Sinn ihr ganz gezeigt,
Das Schwert sie ihm und das Gehänge reicht,
Und einen Ring, der sie mit ihm vermählt.
Drauf eilt er aus des Vater Haus, das Freie wählt
Er und bei Nacht er schnell dem Land entweicht.

16 Drauf wandert er gradwegs zum Meeresstrand,
Wo er ein Schiff bereit zur Reise fand;
Er zahlt sein Geld, betritt des Schiffes Bord,
Man refft die Segel und bald geht es fort;
Dort, wo es Gott gefällt, steigt man ans Land.

17 Vor Lalic, einem schönen Orte, nun
Sieht wohlbehalten man das Schiffchen ruhn.
Und Herr Alexis drauf zu Lande eilt,
Doch weiß ich nicht, wie lang er dort verweilt:
Wo er auch ist, Gott dienet all sein Thun.

18 Drauf geht nach Alsis er, dem schönen Ort,
Ein Bild zu schaun, von dem er hörte dort,
Das Engel schufen, wie‘s befohlen Gott,
Im Namen der Jungfrau, die Heil uns bot,
Die Ihn getragen nach des Herren Wort.

19 All den Besitz, den er noch bei sich trug,
Verteilet er, er hat mit nichts genug;
Almosen giebt er reichlich in der Stadt,
Wo immer Arme er gefunden hat:
Denn nach Besitz Alexis nimmer frug.

20 All sein Besitz hat er verteilet jetzt,
Alexis nun sich zu den Armen setzt,
Nimmt den Almosen, den ihm Gott beschert,
So viel, daß er des Leibes Notdurft wehrt;
Mit dem, was mehr, die Armut er ergötzt.

21 Vom Vater und der Mutter hört nun dies,
Und von dem Weib, das er zurücke ließ:
Als man, daß er entflohen sei, vernahm,
Da waren groß die Schmerzen und der Gram,
Und groß im ganzen Land die Kümmernis.

22 Der Vater sprach: „0 Sohn, den ich verlor.“
Die Mutter drauf: „0 wehe, was ging vor?“
Es sprach das Weib: „Das Unglück

 

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