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Seite 60 Übersetzung & Transkription

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Übersetzung

wirkte das!
Freund, edler Herr, wie kurz ich Euch besaß!
Kein größer Leid als das, das mich erkor.“

25 Der Vater dann, von Dienern treugesinnt
In vielen Ländern suchen läßt sein Kind:
Bis hin nach Alsis kommen ihrer zween,
Wo sie den Herrn Alexis sitzen sehn.
Doch sie erkennen nicht, bei wem sie sind.

24 So hat verwandelt er sein zart Gebein,
Nicht konnte er den Dienern kenntlich sein:
Ihm selber gaben sie Almosen hin,
Die er annahm mit demutvollem Sinn.
Die Diener schifften nun alsbald sich ein.

25 So also hatten sie ihn nicht erkannt;
Alexis, dankt dafür, zu Gott gewandt,
Daß er den Dienern sein ein Bettler ward,
Und, als ihr Herr, verkehrt nach Bettlers Art.
Wie‘s ihn erfreute hätt ich schwer bekannt.

26 Die Diener kehren drauf nach Rom der Stadt
Und melden, daß sich nichts gefunden hat:
Ob er betrübt war, danach fragt mich nicht,
Der guten Mutter schier das Herze bricht,
Sie jammert um den Sohn nun früh und spät.

27 „Alexis, Sohn, weshalb gebar ich dich?
Du bist entflohn und läßt im Kummer mich;
Ich weiß den Ort nicht, ich weiß nicht das Land,
Wo du zu suchen und wo du bekannt.
Nie freut dein Vater, nie die Mutter sich.“

28 Zur Kammer gebt sie ganz voll Kümmernis,
Wo in Verzweiflung sie nichts übrig ließ:
Nicht Seide bleibet da, nicht Schmuck und Zier,
So voller Schmerzen ist das Herze ihr,
Und alle Freude sie von dannen wies.

29 „Dich Kammer,“ sagt sie „schmück ich nimmerdar,
Auf immer seist du aller Freude bar.“
Zerstört, als hätten Räuber es gethan;
Und Säcke hängt, zerrißnes Zeug sie an,
Nach großer Freude groß der Schmerz nun war.

30 Voll Schmerz setzt sich zur Erd‘ die Mutter hin,
Alexis‘ Weib zu ihr mit gleichem Sinn.
Sie sprach: „Großer Verlust uns, Dame, ward:
Nun lebe ich nach Turteltauben-Art,
Gewähre mir, daß ich bei dir nun bin.“

31 Die Mutter sagt darauf: „bleibst du bei mir,
Geb um Alexis ich gern alles dir:
Nie hast du Leid, des ich dich heilen kann,
Beklagen lasse uns den teuren Mann;
Um den Gemahl und Sohn so klagen wir.“

32 So schickt man sich in dieses Unglück nun,
Doch läßt der Schmerz die beiden nimmer ruhn;
Alexis dann zu Alsis in der Stadt
Stets treuen Sinns dem Herrn gedienet hat,
Und nie berückt die Seele solches Thun.

33 Zehn Jahre lang und sieben, nichts fehlt dran,
Hat er in Not des Herren Dienst gethan,
Aus Freundschaft, nicht für Freundin oder Freund,
Noch weil ihm Ehre zu erstreben scheint;
Sein Lebtag wendet ganz für Gott er an.

34 Als er sein Herz so ganz dem Herrn geweiht,
Daß von der Stadt er weicht zu keiner Zeit,
Dem Bilde Gott in Liebe Sprache schenkt,
Zum Diener, der es am Altar bedenkt:
„Den Gottesmann rufe !“ es ihm gebeut.

35 „Hole,“ so spricht das Bild, den Gottesmann
Hier in das Kloster, wo er Dienst gethan.

Transkription

le m’at tolut · e chers amis si pou vus ai out · or sui si graime que ne/ puis estra plus · Dunc prent li pedre de se meilurs serganz · par/ multes terres fait querre sun amfant · jusque an alsis en vindrent/ dui errant · iloc truverent danz alexis sedant · mais n’a[n erased] conurent/ sum vis ne sum semblant · Des at li emfes sa tendra carn mudede· / nel reconurent li dui sergant sum pedre · a lui medisme unt l’almos/ne dunethe · il la receut cume li altre frere · nel reconurent sempres/ s’en returnerent · Nel reconurent ne ne l’unt anterciet · danz alexis/ an lothet deu del ciel d’icez sons sers qui il est provenders · il fut lur sire/ or est lur almosners · ne vus sai dire cum il s’en firet liez · Cil s’en repairent/ a rome la citet · nuncent al pedre que nel pourent truver · set il fut graim/ ne l’estot demander · la bone medre s’em prist a dementer · e sun ker filz/ suvent a regreter · Filz aleis pur quei portat ta medre · tu m’ies fuit/ dolente an sui remese · ne sai le leu ne nen sai la contrede · u t’alge querre/ tute en sui esguarethe · ja mais n’iere lede · kers filz nu l’ert tun pedre · / Vint en la cambre plaine de marrement · si la despeiret que n’i remest nient ·/ n’i remest palie ne neul ornement · a tel tristur aturnat sun talent/ unches puis cel di ne se contint ledement · Cambra dist ela ia mais n’e/stras parede · ne ia ledece n’ert an tei demenede · si l’at destruite cum dis/ l’ait host depredethe· sas i fait pendre curtines
deramedes · sa grant/ honur a grant dol ad aturnede · Del duel s’asist la medre jusq[ue] a t[er]re · / si fist la spuse danz alexis a certes · dama dist ele ío i ai si grant perte · / ore vivrai an guise de turtrele · quant n’ai tun filz ansembl’ot tei/ voil estra · Co di la medre se a mei te vols tenir · sit guardarai pur/ amur alexis · ia n’avras mal dunt te puisse guarir · plainums an/semble le doel de n[ost]re ami · tu de tun seinur iol frai pur mun filz · / Ne poet estra altra turnent el consirrer · mais la dolur ne pothent/ ublier · danz alexis en alsis la citet · sert sun seinur par bone volentet · / ses enemis nel poet anganer · Dis e seat anz n’en fut nient a dire · / penat sun cors el damnedeu servise · pur amistet ne d’ami ne d’amie · / ne pur honurs ki l’en fussent tramise · n’en volt turner tant cum/ il ad a vivre · Quant tut sun quor en ad si afermet · que ja sum voil/ n’istrat de la citied · / deus fist l’imagine pur sue amur parler · al/ servitor ki serveit al alter · có li cumandet apele l’ume deu · / Có dist l’imagena fai l’ume deu venir · q[ua]r il ad deu bien servit & a gret/

Übersetzung

wirkte das!
Freund, edler Herr, wie kurz ich Euch besaß!
Kein größer Leid als das, das mich erkor.“

25 Der Vater dann, von Dienern treugesinnt
In vielen Ländern suchen läßt sein Kind:
Bis hin nach Alsis kommen ihrer zween,
Wo sie den Herrn Alexis sitzen sehn.
Doch sie erkennen nicht, bei wem sie sind.

24 So hat verwandelt er sein zart Gebein,
Nicht konnte er den Dienern kenntlich sein:
Ihm selber gaben sie Almosen hin,
Die er annahm mit demutvollem Sinn.
Die Diener schifften nun alsbald sich ein.

25 So also hatten sie ihn nicht erkannt;
Alexis, dankt dafür, zu Gott gewandt,
Daß er den Dienern sein ein Bettler ward,
Und, als ihr Herr, verkehrt nach Bettlers Art.
Wie‘s ihn erfreute hätt ich schwer bekannt.

26 Die Diener kehren drauf nach Rom der Stadt
Und melden, daß sich nichts gefunden hat:
Ob er betrübt war, danach fragt mich nicht,
Der guten Mutter schier das Herze bricht,
Sie jammert um den Sohn nun früh und spät.

27 „Alexis, Sohn, weshalb gebar ich dich?
Du bist entflohn und läßt im Kummer mich;
Ich weiß den Ort nicht, ich weiß nicht das Land,
Wo du zu suchen und wo du bekannt.
Nie freut dein Vater, nie die Mutter sich.“

28 Zur Kammer gebt sie ganz voll Kümmernis,
Wo in Verzweiflung sie nichts übrig ließ:
Nicht Seide bleibet da, nicht Schmuck und Zier,
So voller Schmerzen ist das Herze ihr,
Und alle Freude sie von dannen wies.

29 „Dich Kammer,“ sagt sie „schmück ich nimmerdar,
Auf immer seist du aller Freude bar.“
Zerstört, als hätten Räuber es gethan;
Und Säcke hängt, zerrißnes Zeug sie an,
Nach großer Freude groß der Schmerz nun war.

30 Voll Schmerz setzt sich zur Erd‘ die Mutter hin,
Alexis‘ Weib zu ihr mit gleichem Sinn.
Sie sprach: „Großer Verlust uns, Dame, ward:
Nun lebe ich nach Turteltauben-Art,
Gewähre mir, daß ich bei dir nun bin.“

31 Die Mutter sagt darauf: „bleibst du bei mir,
Geb um Alexis ich gern alles dir:
Nie hast du Leid, des ich dich heilen kann,
Beklagen lasse uns den teuren Mann;
Um den Gemahl und Sohn so klagen wir.“

32 So schickt man sich in dieses Unglück nun,
Doch läßt der Schmerz die beiden nimmer ruhn;
Alexis dann zu Alsis in der Stadt
Stets treuen Sinns dem Herrn gedienet hat,
Und nie berückt die Seele solches Thun.

33 Zehn Jahre lang und sieben, nichts fehlt dran,
Hat er in Not des Herren Dienst gethan,
Aus Freundschaft, nicht für Freundin oder Freund,
Noch weil ihm Ehre zu erstreben scheint;
Sein Lebtag wendet ganz für Gott er an.

34 Als er sein Herz so ganz dem Herrn geweiht,
Daß von der Stadt er weicht zu keiner Zeit,
Dem Bilde Gott in Liebe Sprache schenkt,
Zum Diener, der es am Altar bedenkt:
„Den Gottesmann rufe !“ es ihm gebeut.

35 „Hole,“ so spricht das Bild, den Gottesmann
Hier in das Kloster, wo er Dienst gethan.

 

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