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Seite 63 Übersetzung & Transkription

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Übersetzung

] Stimme laut man hören kann;
Zu Rom soll suchen man den Gottesmann;
Sie bitten ihn um Gnade für die Stadt,
Daß nicht umkomme, wer drin Lehen hat.
Wer es gehöret, den hält Furcht in Bann.

61 Sankt Innocenz war Papst, ein heil‘ger Mann,
Zu ihm kommt arm und reich und fragt sodann
Um seinen Rat in jener Sache ihn,
Die sie gehört und die verwirrt den Sinn;
Sie warten nicht bis ihn die Erd‘ gewann.

62 Der Kaiser und der Papst noch überdies,
Honorius er, der andr‘ Arcadius hieß,
Und alles Volk, sie beten insgemein,
Es gäbe ihrem Rate Gott Gedeihn
Mit diesem Heil‘gen, der sie löst gewiß.

63 Dies bitten sie von seinem Herzen weich,
Daß er, wo man ihn finde, ihnen zeig;
Und eine Stimme kommt, die ihnen sagt,
Im Hause des Eufemius nach ihm fragt;
Dort werdet ihr ihn finden alsogleich.

64 Zu Herrn Eufemius kehren sie sodann,
Und heben sehr ihn drum zu schelten an:
„Dies konntest du uns wohl zu wissen thun,
Das ganze Volk ist trost- und ratlos nun;
Du hast‘s verhehlt, hast große Sünd gethan.“

65 Er fluchtet, thut als hätt er nichts gewußt,
Zur Täuschung haben jene wenig Lust.
Das Haus zu schmücken dieser vorwärts eilt,
Und er erforscht die Diener unverweilt,
Doch unbelehrt er allzeit bleiben mußt‘.

66 Der Kaiser und der Papst ebensowohl
Auf Bänken sitzen schmerz- und trauervoll;
Und sie erblicken diesen hohen Herrn,
Und sie vernähmen Gottes Ratschluß gern
Von jenem Heiligen, der helfen soll.

67 Indes sie sitzen, nur Gebet im Sinn,
Schwebt körperlos Alexis‘ Seele hin;
Gradweges geht zum Paradies sie ein,
Zu Gott, dem er gedient so treu und rein,
0 Himmelsherr, empfang auch uns darin!

68 Der Dienr, der ihn stets so gern bedacht,
Hat Nachricht gleich Eufemius gebracht;
Sanft hebt er an und milde redet er
„Tot ist der Mann, den du gepflegt,
o Herr! Ein guter Christ! Das sag ich unverzagt.

69 Lang war ich bei ihm, stets und immerdar,
Wußt nicht zu tadeln an ihm nur ein Haar,
Daß er ein Gottesmann, hab ich erkannt.“
Eufemius hat sich gleich von ihm gewandt
Zum Sohn, der unter jener Treppe war.

70 Die Decken über ihm hinweg er zieht,
Des heil‘gen Mannes klar Gesicht er sieht;
In Händen hält der Gottesknecht das Blatt,
Darauf sein Leben er beschrieben hat;
Was es bedeut‘, Eufemius gern erriet.

71 Er will es nehmen, jener läßt es nicht,
Und zu dem Papste ganz verwirrt er spricht:
„Ich fand, was wir gesucht mit so viel Not,
Unter der Treppe liegt ein Pilger tot,
Hält fest ein Blatt, obwohl er leblos liegt.“

72 Der Kaiser und der Papst auch gleicherweis
Erscheinen, bringen dar Gebete heiß,
Kastein den Leib und

Transkription

voiz lur dist altra summunse · que l’ume deu quergent ki est an rome/ si depreient que la citet ne fundet · ne ne perissent la gent ki enz/ fregundent · ki l’un oid remainent en grant dute · Sainz innocenz/ ert idunc apostolie a lui repairent e li rice e li povre · si li requerent/ conseil d’icele cose · qu’il unt oit ki mult les desconfortet · ne guar/dent l’ure que terre nes anglutet · Li apostolie e li empereor/ li uns acharies li altre anories [misreading for onories] out num · e tut le pople par com/mune oraisun · depreient deu que conseil lur an duins · d’icel/ saint hume par qui il guarirunt · Co li deprient la sue pietet · / que lur anseinet ol poissent recovrer · vint une voiz ki lur ad/ anditet · an la maisun eufemien quereiz · quer iloec est & iloc/ le trovereiz · Tuz s’en returnent sur dam eufemien · alquanz/ li prennent forment a blastenger · iceste cose nus douses nuncier ·/ a tut le pople ki ert desconseilet · tant l’as celet mult i as grant/ pechet · Il l’escondit cume cil kil nel set · mais ne l'en creient al/ helberc sunt alet · il vat avant la maisun aprester · forment l'en/quer a tuz ses menestrels · icil respondent que neuls d'els nel set ·/ Li apostolie e li empereur · sedent es bans pensif et plurus · iloc es/guardent tuit cil altre seinors · si preient deu que conseil lur/ an duins · d’icel saint hume par qui il guarirunt · An tant de/mentres cum il iloec unt sis · deseivret l’aneme del cors sainz/ alexis · tut dreitem[en]t en vait en paradis · a sun seinor q[u’i]l aveit tant/ servit · e reis celeste tu nus i fai venir · Li boens serganz kil serveit/ volentiers · il le nuncat sum pedre eufemien · suef l'apelet si li ad/ conseilet · sire dist il morz est tes provenders · e có sai dire qu'il/ fut bons cristiens · Mult lungament ai a lui converset · de nule/ cose certes nel sai blasmer · e có m'est vis que có est l'ume deu · tut/ sul s'en est eufemien turnet · vint a sun filz ou il gist suz lu de/gret · Les dras suzlevet dum il esteit cuvert · vit del sain home/ le vis e cler e bel · en sum puing tint le cartre le deu serf · eufe/mien volt saveir quet espelt · Il la volt prendra cil ne li volt/ guerpir · a l'apostolie revint tuz esmeriz · ore ai trovet có que/ tant avums quis · suz mun degret gist uns morz pelerins · / tent une cartre mais na li puis tolir · Li apostolie e li empereor/ venent devant jetent sei an ureisuns · metent lur cors en/

Übersetzung

] Stimme laut man hören kann;
Zu Rom soll suchen man den Gottesmann;
Sie bitten ihn um Gnade für die Stadt,
Daß nicht umkomme, wer drin Lehen hat.
Wer es gehöret, den hält Furcht in Bann.

61 Sankt Innocenz war Papst, ein heil‘ger Mann,
Zu ihm kommt arm und reich und fragt sodann
Um seinen Rat in jener Sache ihn,
Die sie gehört und die verwirrt den Sinn;
Sie warten nicht bis ihn die Erd‘ gewann.

62 Der Kaiser und der Papst noch überdies,
Honorius er, der andr‘ Arcadius hieß,
Und alles Volk, sie beten insgemein,
Es gäbe ihrem Rate Gott Gedeihn
Mit diesem Heil‘gen, der sie löst gewiß.

63 Dies bitten sie von seinem Herzen weich,
Daß er, wo man ihn finde, ihnen zeig;
Und eine Stimme kommt, die ihnen sagt,
Im Hause des Eufemius nach ihm fragt;
Dort werdet ihr ihn finden alsogleich.

64 Zu Herrn Eufemius kehren sie sodann,
Und heben sehr ihn drum zu schelten an:
„Dies konntest du uns wohl zu wissen thun,
Das ganze Volk ist trost- und ratlos nun;
Du hast‘s verhehlt, hast große Sünd gethan.“

65 Er fluchtet, thut als hätt er nichts gewußt,
Zur Täuschung haben jene wenig Lust.
Das Haus zu schmücken dieser vorwärts eilt,
Und er erforscht die Diener unverweilt,
Doch unbelehrt er allzeit bleiben mußt‘.

66 Der Kaiser und der Papst ebensowohl
Auf Bänken sitzen schmerz- und trauervoll;
Und sie erblicken diesen hohen Herrn,
Und sie vernähmen Gottes Ratschluß gern
Von jenem Heiligen, der helfen soll.

67 Indes sie sitzen, nur Gebet im Sinn,
Schwebt körperlos Alexis‘ Seele hin;
Gradweges geht zum Paradies sie ein,
Zu Gott, dem er gedient so treu und rein,
0 Himmelsherr, empfang auch uns darin!

68 Der Dienr, der ihn stets so gern bedacht,
Hat Nachricht gleich Eufemius gebracht;
Sanft hebt er an und milde redet er
„Tot ist der Mann, den du gepflegt,
o Herr! Ein guter Christ! Das sag ich unverzagt.

69 Lang war ich bei ihm, stets und immerdar,
Wußt nicht zu tadeln an ihm nur ein Haar,
Daß er ein Gottesmann, hab ich erkannt.“
Eufemius hat sich gleich von ihm gewandt
Zum Sohn, der unter jener Treppe war.

70 Die Decken über ihm hinweg er zieht,
Des heil‘gen Mannes klar Gesicht er sieht;
In Händen hält der Gottesknecht das Blatt,
Darauf sein Leben er beschrieben hat;
Was es bedeut‘, Eufemius gern erriet.

71 Er will es nehmen, jener läßt es nicht,
Und zu dem Papste ganz verwirrt er spricht:
„Ich fand, was wir gesucht mit so viel Not,
Unter der Treppe liegt ein Pilger tot,
Hält fest ein Blatt, obwohl er leblos liegt.“

72 Der Kaiser und der Papst auch gleicherweis
Erscheinen, bringen dar Gebete heiß,
Kastein den Leib und

 

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