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Seite 64 Übersetzung & Transkription

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Übersetzung

laut sie heben an:
„Erbarmen, ach Erbarmen, heil‘ger Mann!
Wer bist du? Nicht man dich zu nennen weiß.

73 Zwei Sünder, siehe, stehen da vor dir,
Durch Gottes Gnade heißen Kaiser wir;
Durch sein Verdienst die Ehre auf uns fällt,
Wir sind die Richter über alle Welt,
Doch deines Rats bedürftig stehn wir hier.

74 Die Seelen wahrt der Priester allbereit,
Es ist sein Amt, das hegt er allezeit;
Gieb ihm nach deiner Mildigkeit das Blatt,
Er sag uns, was er drauf gefunden hat,
0 gäbe Gott uns draus die Seligkeit.“

75 Der Priester nun nach jenem Blatte reicht,
Alexis drauf der seinen fügsam weicht,
Er reicht es dem, der Papst zu Rome war,
Doch liest er‘s nicht sobald er des gewahr;
Zuvor er‘s einem Hochgelehrten zeigt.

76 Des Kaisers Kanzler, der sein Amt wohl kennt,
Liest nun den andern vor das Pergament:
Wie man gefunden dort den heil‘gen Mann,
Er sagt der Eltern Namen ihnen an,
Und Herkunft und Geschlecht er ihnen nennt.

77 Wie er zur See sich dann entfernet hat
Und wie er dann zu Alsis war, der Stadt,
Wie Gott für ihn das Bildnis sprechen hieß,
Doch er mit Ruhm sich nicht bedecken ließ
Wie er nach Rom sodann entfliehen that.

78 Der Vater höret, was das Blatt bewahrt,
Und rauft mit beiden Händen seinen Bart:
„O Sohn,“ sagt er, „wie trauervolle Mär!
Ich hoffte lebend deine Wiederkehr,
Daß mir ein Trost durch Gottes Gnade ward.“

79 Und laut der Vater hebt zu rufen an:
„0 Sohn, welch Kummer ist mir angethan!
Ein schlechtes Obdach bot mein Haus dir dar,
0, wie ich Sünder doch verblendet war!
Ich sah dich, doch nicht Einsicht ich gewann.

80 Alexis, Sohn, o deiner Mutter Schmerz!
So vielen Kummer trug um dich ihr Herz.
Und so viel Hunger litt sie, Durst so viel,
Und heiß die Thräne ihrem Aug entfiel;
Der neue Kummer beugt sie grabeswärts.

81 0 Sohn, wem bringe ich mein Erbe dar,
Die weiten Ländereien ganz und gar,
Den großen Palast auch in Rom der Stadt?
Um dich, o Sohn, mein Herz gesorget hat:
Nach meinem Tode all das dein‘ge war.

82 Weiß ist mein Haupt und gänzlich grau mein Bart;
All mein Besitz hatt‘ ich um dich gespart,
Mein Sohn, doch trugst du darum Sorge nicht.
Welch großer Schmerz auf mich herniederbricht!
Sei deine Seel im Himmel aufbewahrt!

83 Den Helm, den Harnisch tragen kam dir zu,
Das Schwert der Edlen führen mußtest du,
Ein großes Haus dir zu verwalten war,
Des Kaisers Banner auch zu tragen gar,
Wie deinen Vätern, sonder Rast und Ruh.

84 Zu solchem Schmerz, zu großer Armut schier,
Begabst du dich, mein Sohn, in fremd Revier.
Das Gut, das ganz das deine sollte sein,
Das büßtest du auf armem Lager ein;
Wenn‘s Gott gefiel, ward es zu eigen dir.“

85 Der Vater rast, laut ist sein Schmerzensschrei,
Es kommt

Transkription

granz afflictiuns · mercit mercit mercit saintismes hom · nen coneumes/ net uncore nen connuissum · Ci devant tei estunt dui pechethuor · / par la deu grace vocet amperedor · có est sa merci qu'il nus consent/ l'onor · de tut cest mund sumes iugedor · del ton conseil sumes tut/ busuin[us] · Cist apostolies deit les anames baillir · có est ses mesters dunt/ il ad a servir · dune li la cártre par tue mercit · có nus dirrat qu'enz/ trovrat escrit · e có duinst deus qu'or en puisum grarir · Li aposto/lie tent sa main a la cartre · sainz alexis la sue li alascet · lui le con/sent ki de rome esteit pape · il ne la list ne il dedenz ne guardet/ avant la tent ad un boen clerc e savie · Li cancelers cui li mesters/ an eret · cil list le cartre li altra l'esculterent · le num lur dist/ del pedre e de la medre · e có lur dist de quels parenz il eret · d'icele/ gemme qued iloc unt truvede · E có lur dist cum s'en fuit par mer/ e cum il fut en alsis la citet · e que l'imagine d[eu]s fist pur lui parler/ e pur l'onor dunt nes volt ancumbrer · s'en refuit en rome la citet ·/ Quant ot li pedre co que dit ad la cartre · ad ambes mains derumpet/ sa blance barbe · e filz dist il cum dolerus message · ío atendi quet/ a mei repairasses · par deu merci que tun [error for tum] reconfortasses · A halte voiz/ prist li pedra a crier · filz alexis quels dols m'est apresentet · malveise/ guarde t'ai faite suz mun degret · alas pecables cum par sui avo/glet · tant l'ai vedud si nel poi aviser Filz alexis de ta dolenta medra/ tantes dolurs ad pur tei andurede · e tantes fains e tantes consireres/ e tantes lermes pur le ton cors pluredes · cist dols l'avrat en quor par/ acurede O filz cui erent mes granz ereditez · mes larges terres dunt/ io aveie asez · mes granz paleis de rome la citet · puis mun deces/ en fusses enoret · & enpur tei m'en esteie penet · Blanc ai le chef/ e le barbe ai canuthe · ma grant honur t'aveie retenude · & an/ pur tei mais n'en aveies cure · si grant dolur or m'est aparude · filz la tue aname el ciel seit absoluthe · Tei cuvenist helme e brunie/ a porter · espede ceindra cume tui altre per · e grant maisnede dou/ses guverner · cum fist tis pedre e li tons parentez le gunfanun l'em/peredur porter · A tel dolur & a si grant poverte · filz t'ies deduit/ par alienes terres e d'icel bien ki toen doust estra ·quer am perneies en/ ta povre herberge se deu ploust · servit [error for sire] en dousses estra De la/ dolur qu'en demenat li pedra · grant fut li dols si l'antendit la/

Übersetzung

laut sie heben an:
„Erbarmen, ach Erbarmen, heil‘ger Mann!
Wer bist du? Nicht man dich zu nennen weiß.

73 Zwei Sünder, siehe, stehen da vor dir,
Durch Gottes Gnade heißen Kaiser wir;
Durch sein Verdienst die Ehre auf uns fällt,
Wir sind die Richter über alle Welt,
Doch deines Rats bedürftig stehn wir hier.

74 Die Seelen wahrt der Priester allbereit,
Es ist sein Amt, das hegt er allezeit;
Gieb ihm nach deiner Mildigkeit das Blatt,
Er sag uns, was er drauf gefunden hat,
0 gäbe Gott uns draus die Seligkeit.“

75 Der Priester nun nach jenem Blatte reicht,
Alexis drauf der seinen fügsam weicht,
Er reicht es dem, der Papst zu Rome war,
Doch liest er‘s nicht sobald er des gewahr;
Zuvor er‘s einem Hochgelehrten zeigt.

76 Des Kaisers Kanzler, der sein Amt wohl kennt,
Liest nun den andern vor das Pergament:
Wie man gefunden dort den heil‘gen Mann,
Er sagt der Eltern Namen ihnen an,
Und Herkunft und Geschlecht er ihnen nennt.

77 Wie er zur See sich dann entfernet hat
Und wie er dann zu Alsis war, der Stadt,
Wie Gott für ihn das Bildnis sprechen hieß,
Doch er mit Ruhm sich nicht bedecken ließ
Wie er nach Rom sodann entfliehen that.

78 Der Vater höret, was das Blatt bewahrt,
Und rauft mit beiden Händen seinen Bart:
„O Sohn,“ sagt er, „wie trauervolle Mär!
Ich hoffte lebend deine Wiederkehr,
Daß mir ein Trost durch Gottes Gnade ward.“

79 Und laut der Vater hebt zu rufen an:
„0 Sohn, welch Kummer ist mir angethan!
Ein schlechtes Obdach bot mein Haus dir dar,
0, wie ich Sünder doch verblendet war!
Ich sah dich, doch nicht Einsicht ich gewann.

80 Alexis, Sohn, o deiner Mutter Schmerz!
So vielen Kummer trug um dich ihr Herz.
Und so viel Hunger litt sie, Durst so viel,
Und heiß die Thräne ihrem Aug entfiel;
Der neue Kummer beugt sie grabeswärts.

81 0 Sohn, wem bringe ich mein Erbe dar,
Die weiten Ländereien ganz und gar,
Den großen Palast auch in Rom der Stadt?
Um dich, o Sohn, mein Herz gesorget hat:
Nach meinem Tode all das dein‘ge war.

82 Weiß ist mein Haupt und gänzlich grau mein Bart;
All mein Besitz hatt‘ ich um dich gespart,
Mein Sohn, doch trugst du darum Sorge nicht.
Welch großer Schmerz auf mich herniederbricht!
Sei deine Seel im Himmel aufbewahrt!

83 Den Helm, den Harnisch tragen kam dir zu,
Das Schwert der Edlen führen mußtest du,
Ein großes Haus dir zu verwalten war,
Des Kaisers Banner auch zu tragen gar,
Wie deinen Vätern, sonder Rast und Ruh.

84 Zu solchem Schmerz, zu großer Armut schier,
Begabst du dich, mein Sohn, in fremd Revier.
Das Gut, das ganz das deine sollte sein,
Das büßtest du auf armem Lager ein;
Wenn‘s Gott gefiel, ward es zu eigen dir.“

85 Der Vater rast, laut ist sein Schmerzensschrei,
Es kommt

 

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