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Seite 67 Übersetzung & Transkription

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Übersetzung

Daß Herrscher wir mit ihr im Himmel sind.

111 Kein Blinder geht hinweg, keiner der lahm,
Aussätzig, krank, umsonst zur Heilung kam:
Ja, wer bedrückt von Krankheit irgendwie,
Er ist hinweggegangen ohne sie;
Und keiner mit sein Leiden nahm.

112 Und jeder, der von Krankheit war bedrückt,
Wird von Gesundheit alsogleich beglückt:
Der eine geht, den andern trägt man schwer,
Ein Wunder bietet ihnen Gott der Herr:
Der weinend kam, geht singend und entzückt.

113 Die beiden Herren, die das Reich versehn‘
Erstaunet sehr ob solcher Wirkung stehn;
Sie tragen, hegen, pflegen ihn mit Fleiß,
Durch Bitten bald man vorzudringen weiß,
Und manchmal ist es durch Gewalt geschehn.

114 Sankt Bonifaz, der Märtyrer gernannt,
Zu Rom hat eine Kirche, wie bekannt:
Dorthin trug man Alexis säuberlich,
Und bettet ihn zur Erde sicherlich.
Glücklich der Ort, wohin man ihn gesandt.

115 Das Volk von Rom, das ihn ersehnt so laun,
Hält mit Gewalt ihn sieben Tage lang.
Nun fraget nicht, ob groß das Drängen sei,
Von allen Seiten strömte man herbei,
Daß dort zu wohnen kaum jemand gelang.

116 Am siebten Tage geht zur Ruhe ein
Der heil‘ge Leib, zum himmlischen Verein:
Man hebet ihn empor, die Menge weicht,
Wohl oder übel er zur Erde steigt;
Es drückt sie sehr, doch kann‘s nicht anders sein.

117 Bei goldnen Kandelabern — welch ein Bild —
Die Geistlichen in weiß Gewand gehüllt
Legen den Leib in einen Marmorsarg,
Und singen teils, teils fließen Thränen arg:
Nicht waren ihn zu lassen sie gewillt.

118 Von Gold und Edelstein der Sarg war voll,
In dem der heil‘ge Leichnam ruhen soll;
Zur Erde läßt man ihn fast mit Gewalt,
Des Volkes Jammer durch ganz Rom erschallt;
Und keinen giebt‘s, der sie getröstet wohl.

119 Nicht von den Eltern sei hier nun erzählt,
Noch von der Gattin, welches Leid sie quält
Denn ihre Stimme klaget ohne Maß,
Um ihn nur jammernd ohne Unterlaß:
Den Tag flossen die Thränen ungezählt.

120 Über der Erd‘ bleibt er nicht länger mehr,
Man läßt ihn sinken, wird‘s auch noch so schwer;
Sie nehmen Abschied von dem heil‘gen Leib,
Und bitten, daß er ihnen gnädig bleib‘,
Bei seinem Herren spreche günstig er.

121 Es geht das Volk. Indes das Elternpaar
Das junge Weib ihn lassen nimmerdar
Bis Gott sie rief, sie blieben ungetrennt,
Und ihren Namen man mit Ehren nennt:
Der Heil‘ge ihrer Seele Bettung war.

122 Alexis ist im Himmel zweifellos
Mit Gott zusammen und den Engeln bloß;
Und mit dem Weib, dem er entfremdet war,
Vereinet ist die Seele immerdar:
Nicht kann ich sagen, wie die Freude groß.

123 Wie guten Dienst hat doch dem Herrn geweiht
Der heil‘ge Mann in kurzer Lebenszeit!
Und nun ist seine Seele ruhmesvoll;
Das hätt ohn Zweifel mancher gerne wohl;
Er schaut fürwahr nun Gottes Herrlichkeit.

Transkription

que deu ansemble poissum el ciel regner · Surz ne avogles ne contraiz ne leprus/ ne muz ne orbs ne neuls palazinus · ensur tut ne nuls languerus · nuls n’en i at/ ki n’alget malendus · cel n’en n’i at kin report sa dolur · N’i vint amferm de nul/ amfermetet · quant il l’apelet sempres n’en ait sanctet · alquant i vunt aquant/ se funt porter · si veirs miracles lur ad d[eu]s mustret · ki vint plurant cantant/ l’en fait raler · Cil dui seniur ki l’empirie guvernent · quant il i veient les/ vertuz si apertes · il le receivent sil plorent e sil servent · alques par pri e le/ plus par podeste · vunt en avant si derumpent la presse · Sainz boneface/ que l’um martir apelet · aveit an rome un eglise mult bele · iloec an/ portent danz alexis a certes · & attement le posent a la terre · felix le/ le [dittography] liu u sun saint cors herberget · La gent de rome ki tant l’unt desirret · / seat iurz le tenent sor terre a podestet · grant est la presse ne l’estuet deman/der · de tutes parz l’unt si avirunet · c’est avis unches hom n’i poet habi/ter · Al sedme iurn fut faite la herberge · a cel saint cors a la gemme celeste · / ensus s’en traient si alascet la presse · voillent o nun sil laissent metra an/ terre · có peiset els mais altre ne puet estra · Ad ancensers ad ories/ candelabres clers revestuz an albes & an capes · metent le cors enz en/ sarqueu de marbre · alquant i cantent li pluisur ietent lermes · ia le/ lur voil de lui ne desevrassent · D’or e de gemmes fut li sarqueus parez ·/ pur cel saint cors qu’il i deivent poser · en terre el metent par vive poestet/ pluret li poples de rome la citet · suz ciel n’at home kis puisset atarger · / Or n’estot dire del pedra e de la medra · e de la spuse cum il s’en doloserent/ quer tuit en unt lor voiz si atempredes · que tuit le plainstrent · e tuit/ le doloserent · cel iurn i out cent mil lairmes pluredes · Desur terre/ nel pourent mais tenir · voilent o non sil laissent enfodir · prenent/ conget al cors saint alexis · e si li preient que d’els ait mercit · al son/ seignor il lur seit boens plaidiz · Vait s’en li pople le pere e la medra/ e la pulcela unches ne desevrerent · ansemble furent iusqu’a deu/ s’en ralerent · lur cumpainie fut bone & honorethe · par cel saint/ cors sunt lur anames salvedes · Sainz alexis est el ciel senz dutance · / ensembl’ot deu e la compaignie as angeles · od la pulcela dunt il se fist/ si estranges · or l’at od sei ansemble sunt lur anames · ne vus sai dirre/ cum lur ledece est grande Cum bone peine d[eu]s e si boen servise · fist/ cel saint homo en cesta mortel vide · quer or est s’aname de glorie/ replenithe · có ad ques volt nient n’est a dire · ensor tut e si veit deu/ medisme ·

Übersetzung

Daß Herrscher wir mit ihr im Himmel sind.

111 Kein Blinder geht hinweg, keiner der lahm,
Aussätzig, krank, umsonst zur Heilung kam:
Ja, wer bedrückt von Krankheit irgendwie,
Er ist hinweggegangen ohne sie;
Und keiner mit sein Leiden nahm.

112 Und jeder, der von Krankheit war bedrückt,
Wird von Gesundheit alsogleich beglückt:
Der eine geht, den andern trägt man schwer,
Ein Wunder bietet ihnen Gott der Herr:
Der weinend kam, geht singend und entzückt.

113 Die beiden Herren, die das Reich versehn‘
Erstaunet sehr ob solcher Wirkung stehn;
Sie tragen, hegen, pflegen ihn mit Fleiß,
Durch Bitten bald man vorzudringen weiß,
Und manchmal ist es durch Gewalt geschehn.

114 Sankt Bonifaz, der Märtyrer gernannt,
Zu Rom hat eine Kirche, wie bekannt:
Dorthin trug man Alexis säuberlich,
Und bettet ihn zur Erde sicherlich.
Glücklich der Ort, wohin man ihn gesandt.

115 Das Volk von Rom, das ihn ersehnt so laun,
Hält mit Gewalt ihn sieben Tage lang.
Nun fraget nicht, ob groß das Drängen sei,
Von allen Seiten strömte man herbei,
Daß dort zu wohnen kaum jemand gelang.

116 Am siebten Tage geht zur Ruhe ein
Der heil‘ge Leib, zum himmlischen Verein:
Man hebet ihn empor, die Menge weicht,
Wohl oder übel er zur Erde steigt;
Es drückt sie sehr, doch kann‘s nicht anders sein.

117 Bei goldnen Kandelabern — welch ein Bild —
Die Geistlichen in weiß Gewand gehüllt
Legen den Leib in einen Marmorsarg,
Und singen teils, teils fließen Thränen arg:
Nicht waren ihn zu lassen sie gewillt.

118 Von Gold und Edelstein der Sarg war voll,
In dem der heil‘ge Leichnam ruhen soll;
Zur Erde läßt man ihn fast mit Gewalt,
Des Volkes Jammer durch ganz Rom erschallt;
Und keinen giebt‘s, der sie getröstet wohl.

119 Nicht von den Eltern sei hier nun erzählt,
Noch von der Gattin, welches Leid sie quält
Denn ihre Stimme klaget ohne Maß,
Um ihn nur jammernd ohne Unterlaß:
Den Tag flossen die Thränen ungezählt.

120 Über der Erd‘ bleibt er nicht länger mehr,
Man läßt ihn sinken, wird‘s auch noch so schwer;
Sie nehmen Abschied von dem heil‘gen Leib,
Und bitten, daß er ihnen gnädig bleib‘,
Bei seinem Herren spreche günstig er.

121 Es geht das Volk. Indes das Elternpaar
Das junge Weib ihn lassen nimmerdar
Bis Gott sie rief, sie blieben ungetrennt,
Und ihren Namen man mit Ehren nennt:
Der Heil‘ge ihrer Seele Bettung war.

122 Alexis ist im Himmel zweifellos
Mit Gott zusammen und den Engeln bloß;
Und mit dem Weib, dem er entfremdet war,
Vereinet ist die Seele immerdar:
Nicht kann ich sagen, wie die Freude groß.

123 Wie guten Dienst hat doch dem Herrn geweiht
Der heil‘ge Mann in kurzer Lebenszeit!
Und nun ist seine Seele ruhmesvoll;
Das hätt ohn Zweifel mancher gerne wohl;
Er schaut fürwahr nun Gottes Herrlichkeit.

 

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