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Seite 38 Kommentar

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Image © Hildesheim, St Godehard
DIE FUSSWASCHUNG
Johannes 13:8-9

Die Apostel sind in zwei Reihen angeordnet. Die obere Gruppe sieht man nur von hinten und im halbbedeckten Profil, in der unteren Reihe halten alle Jünger einen bloßen Fuß in verschiedenen Stellungen. Christus, auf beiden Knien und ein Handtuch um die Hüfte gewickelt, wäscht die Füße des Petrus und spricht zu ihnen. Petrus hebt seine Gewänder und hält seine Stirn in der anderen Hand. Er hat gerade gefragt, warum Christus seine Füße wasche. Christus, den Fuß des Petrus in der Hand, antwortet: „Werde ich dich nicht waschen, so hast du keinen Teil an mir“ Und die Gestik des Petrus drückt seine Antwort aus: „ Hier, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt.“ Die beiden Jünger zur Rechten fragen Jesus am Ende der Szene, wer ihn verraten werde (Johannes 13:22). Auf den Seiten 41 und 42, hat Judas eine Halbglatze, wie auch der zweite Jünger von rechts in der unteren Reihe.
Die beiden Reihen von Jüngern in dieser Szene ist eine ikonographische Neuerfindung. Die Rückenstellung der oberen Reihe stammt aus Pfingstszenen, wie z. B. auf Seite 55. In der Fußwaschung werden so die Beine der Jünger versteckt, die sonst über der unteren Reihe baumeln würde. Die Haltung der Jünger in der unteren Reihe läßt sich aus byzantinischen Vorbildern ableiten, wie z.B. in den Mosaiken von Monreale, auf denen die Jünger gerade ihre Sandalen ablegen. Der Künstler von St Altans, der dieses Schuhwerk vielleicht nicht kannte, hat die Schuhe ganz weggelassen.

Eine ungewöhnlich lebendige angelsächsische Erneuerung ist die Haltung Christi auf beiden Knien. In byzantinischen Abbildungen geht er vage im Raum herum (AP, pl. 127). In London, British Library MS Cotton, Tiberius C.VI, fol. 1v, hat der kniende Christus das Banner hic fecit Jhs mandatum und nicht wie in der Bibel hic dedit mandatum. Hier haben wir eine dramatische Wiedergabe der liturgischen Handlung des Abtes, der am Gründonnerstag kniend die Füße der Armen wäscht. Christi Gebot einander zu lieben, ist hier nicht nur gesprochen, sondern bildlich vorgeführt. (Schapiro, 1943, 150).

In der Bibel folgt auf die Fußwaschung direkt das Abendmahl, das sich im selben Raum abspielt. Daher sind die beiden Szenen im Garten Gethsemane (Seite 39 und 40) auffällig am falschen Platz. (Siehe Aufsatz: The Miniatures.)
 
   

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